Details
Wohnprojekt »WIR aufm Revier«
Umnutzung, und Aufstockung der ehemaligen Polizeiinspektion Dortmund-Hörde zu einem Mehrfamilienwohnhaus für eine Baugruppe
Entstehung des Projekts
Im Jahr 2019 erwarb die „Ko-Operativ eG Bochum« als Dachgenossenschaft gemeinsam mit der Dortmunder Baugruppe »WIR aufm Revier« vom BLB NRW das Verwaltungsgebäude und die Nebenanlagen der ehemaligen Polizeiinspektion Dortmund-Hörde, mit dem Ziel das Gebäude in ein selbstverwaltetes, gemeinschaftliches und genossenschaftliches Wohnprojekt zu verwandeln. Eine Bauvoranfrage des Architekturbüros post welters + partner bestätigte bereits im Jahr 2018 die planungsrechtliche Zulässigkeit des Bauvorhabens.
Baugruppe und Projektziele
Das künftige Mehrfamilienhaus soll bezahlbare Mietwohnungen, davon über 40% gefördert, in verlässlicher Nachbarschaft im Zentrum von Dortmund- Hörde bieten. Die Baugruppe beschreibt sich selbst wie folgt:
»Wir sind eine Gruppe von interessierten und engagierten Menschen, die sich zu einer PlanungsGbR zusammengeschlossen hat, Mitglied im WIR e.V. ist und Genoss*innen in der Ko-Operativ eG sind, einer jungen Dachgenossenschaft in NRW. Wir sind eine selbstgewählte Nachbarschaft verschiedener Generationen und Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund, Jung und Alt, mit und ohne Kinder, mit und ohne Handicap. Für die Realisierung suchen wir offene Menschen aller Altersgruppen, die sich mit Engagement in unser Projekt einbringen möchten und ihre Wohnzukunft mit anderen gemeinsam gestalten wollen.«
Bauen im Bestand
Während zunächst eine Umnutzung mit minimalem konstruktiven Aufwand im Rahmen der bisherigen Gebäudekubatur angedacht war, zeigte sich nach Bestandsaufnahme und mit Hilfe von zwischenzeitlich beauftragten Fachplanern, dass umfangreichere Maßnahmen als zunächst gedacht erforderlich sind, um die aktuellen bauordnungsrechtlichen Anforderungen bei der Umnutzung zu Wohnraum einzuhalten. Vor allem hinsichtlich Schall- und Wärmeschutz zeigten sich deutlcihe Mängel in der Gebäudesubstanz des 60er-Jahre- Verwaltungsbaus. Auch müssen typische Schadstoffe dieser Zeit ausgebaut und entsorgt werden (u.a. Asbest, alte künstliche Mineralwolle und PCB)
Umbaukonzept und Energiestandard
Die Planung sieht eine Aufstockung um zwei neue Wohngeschosse vor, um die Wohnfläche und somit die Wirtschaftlichkeit zu erhöhen.
Die zum Einhalten der Mindeststandards nötigen umfangreichen baulichen Maßnahmen zur Verbesserung der Gebäudedämmung werden so bemessen, dass ein hoher KfW-Standard erreicht und KfW-Fördermittel beantragt werden können. Alle Wohnungen, auch in den Bestandsgeschossen, erreichen künftig KfW85-Energiestandard. Die bestehende Fenster werden durch Fenster mit 3- Scheiben-Verglasung ersetzt. Anstelle der alten Ölheizung wird ein modernes Gas-Blockheizkraftwerk die Mieter mit Wärme für Heizung und Warmwasser, sowie mit günstigem Mieterstrom versorgen. Das neue Dach hat statische Reserven zur späteren Ausrüstung mit Photovoltaik.
Aktive Mobilität
Erklärtes Ziel der Baugruppe ist es, Alternativen zum eigenen PKW zu fördern. Ein Carsharing-Auto auf eigenem Stellplatz steht künftig allen Bewohnern zur Verfügung, ebenso eine kleine gemeinsame DOY-Fahrradwerkstatt. Die Garage im Hof mit bislang 5 PKW-Stellplätzen wird künftig als sichere Fahrradgarage mit über 50 Radstellsplätzen umgenutzt. Zusätzlich gibt es Anlehnbügel im Hof. Die baurechtlich nötige Stellplatzanzahl wird mit diesen Maßnahmen um 25% reduziert und es wird möglich, einen Teil der Hoffläche zu entsiegeln, eine Gartenfläche mit Spielplatz anzulegen und 5 neue Bäume im Hof zu pflanzen. Weitere Maßnahmen sind Fassadenbegrünung im Bereich der bestehenden Hofmauern. Teile der neuen Dachflächen erhalten eine extensive Dachbegrünung.
Partizipationsprozesse
Die Wohnungen selbst wurden vom Architekturbüro post welters + partner in einem partizipativen Planungsprozess mit den künftigen Mietern individuell entwickelt. Die Planung der Gemeinschaftseinrichtungen, die Hofgestaltung und die Fassadenplanung erfolgte durch das Architekturteam gemeinsam Arbeitsgruppen der Baugruppe, z.B. einer »Garten-AG« oder der »Architektur-AG«, in denen sich die künftigen Bewohner nach eigenem Interesse engagieren konnten.
Die Moderation der Baugruppe erfolgt durch Birgit Pohlmann Wohnprojekte, Dortmund und die Finanzberatung durch LKM, Rolf Lückmann, Bochum. Aktuell sind außerdem folgende Fachplaner beauftragt: Vermesser, Tragwerksplaner, TGA-Planer, Brandschutzingenieurin und Bodengutachter.
Bauherr: Ko-Operativ eG NRW, Initiative »WIR aufm Revier«
Fertigstellung: 2023
Weitere Informationen
Die Baugruppe sucht noch neue Mitglieder. Link zu den Exposés der freien Wohnungen
Projektdarstellung auf der Seite der Ko-Operativ eG
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Link zur Reportage in »Wir in Dortmund«, 13.11.2021: »Ein Projekt mit Ausstrahlung hinter der Hörder Brücke« |