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JAWA – Individuell Wohnen in freundschaftlicher Nachbarschaft
JAWA – Individuell Wohnen in freundschaftlicher Nachbarschaft
Leitidee
Individuelles Wohnen in freundschaftlicher Nachbarschaft als Baugemeinschaft zu realisieren bedeutet mehr, als die Summe schöner Wohnungen. Ein Wohnprojekt mit gemeinschaftlicher Infrastruktur und einer verbindlichen Nachbarschaft braucht eine Mitte - eine soziale Almende. Was für das Gemeinwohl einer Stadt der Stadtplatz und für ein Dorf der Dorfplatz bedeutet, ist der Wohnhof / Patio für die Baugemeinschaft.
Kommunikation entsteht am Schnittpunkt alltäglicher Wege. Der Wohnhof mit seinen vier Zugängen wird zum Foyer mit allen gemeinschaftlichen Einrichtungen vom Café bis zum Wasserbecken und dem Spielplatz. Auch die Wohnungseingänge sind deshalb zum Patio orientiert. Als Fortsetzung der inneren Wegestruktur ist die innere Erschließung des Geschoßwohnungsbau als offene Galerieerschließung mit Aufenthaltsqualität zur Hofseite orientiert.
Das zufällige Treffen am Fahrradständer, das informelle Gespräch auf dem Weg zur Wohnung oder die spontane Tragehilfe beim Wocheneinkauf sind für das Zusammenleben in einer Nachbarschaft mindestens so wichtig, wie geplante Treffen. Die Schaffung dieses Begegnungsraumes - des Patio - ist die zentrale Leitidee dieses Entwurfes.
Erschließung
Die vier äußeren Zugänge zum Baublock definieren die Übergänge vom öffentlichen in den gemeinschaftlichen Bereich. Der Hof wird zur Empfangshalle und zentralen Mittelpunkt des gemeinschaftlichen Lebens und behält dabei gleichermaßen sine Qualität als geschützter Freiraum, der den Bewohner*Innen zur Verfügung steht. Das Café, der Mehrzweckraum und das Tonstudio sind als Bindeglied zum Quartier zusätzlich von der Straßenseite erschlossen. Die breiten Galerieerschließungen des Süd- und Westflügels sowie teilweise die offenen Aufgänge der Hausgruppen sind als Wohnwege im Geschoß gleichzeitig „Vorgarten“, zweiter Freibereich und Begegnungsflächen.
Planungsbeteiligung
Die Planungsbeteiligung wird sich beziehen auf:
- Individuelle Planung der privaten Wohnungen
- Gemeinsame Planung zur Gestaltung der gemeinsamen Bereiche wie die Fassaden, die Erschließungsbereiche, des Energiekonzeptes, der Gestaltung und Materialwahl der Gemeinschafträume und die Kostenverfolgung.
- Die Nutzung und Gestaltung des Wohnhofes und des Dachgartens für alle Generationen.
Konstruktion
Die Bauweise wird nach dem besten Preis / Leistungsverhältnis nach den regionalen Angeboten ausgewählt. Neben der Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit wird die Flexibilität der Wohnungsgrößen und -zuschnitte ausschlaggebend sein. Eine klare Tragstruktur ermöglicht ein Höchstmaß an Flexibilität innerhalb der einzelnen Wohnungen und eine wirtschaftliche Konstruktion. Das Traggerüst ist nach Gebäudeachsen aufgebaut. Das Achsraster wurde an die individuellen Wohnwünsche weitgehend angepasst und bietet Spielraum für Adaption. Die gewünschte Wohnraumgröße bestimmt Lage/ Anzahl der Achsen. Die oberen Wohnungen in den Hausgruppen werden durch Treppen erschlossen. Süd- und Westflügel des Geschosswohnungsbaus sind über die Galerien und nur einen Aufzug barrierefrei erschlossen. Dies wirkt sich neben dem sozialen Mehrwert u.a. auch positiv auf die Betriebskosten aus.
Energiekonzept / Nachhaltigkeit
Zur Nachhaltigkeit gehört neben der umweltschonenden Bauweise insbesondere der dauerhaft niedrige Energieverbrauch für die Beheizung. Im Projekt erfüllen wir den Standard „Passivhaus Plus“ des PHI und halten die Förderbedingungen des Effizienzhauses KFW 40* ein. Darüber hinaus orientieren wir uns an dem Leitfaden des Bundes Deutscher Architekten (BDA) „Das Haus der Erde“ und nutzen bei der Planung die Praxiserfahrungen aus den Erfahrungen des Programm „100 Klimaschutzsiedlungen in NRW“
Für den sommerlichen Wärmeschutz sehen wir textilen außenliegenden Sonnenschutz vor und schaffen die Voraussetzungen zur Gebäudeauskühlung durch Nachtlüftung.
Die Wohn- und Küchenbereiche sind i.d.R. als durchgesteckte Räume angelegt, die sich immer sowohl zur Sonnen- als auch zur Schattenseite öffnen. Die Galerieerschließungen beim Süd- und Westflügel sowie die Veranden der Hausgruppen bieten gerade in den warmen Jahreszeiten ideale Schattenplätze zum Aufenthalt und Bewegungsflächen insbesondere für kleine Kinder unmittelbar vor den Wohnungstüren.
Das Maß der Verschattung und Kühlung durch die Vegetation wird im Rahmen der Planungsbeteiligung erörtert und definiert. Zusammen mit unseren Fachplanern stellen wir für unterschiedliche Energiekonzepte vergleichende Umweltauswirkungen, Investitions- und Betriebskosten dar.
Freianlagen
Das Freiraumkonzept basiert auf der Idee einen Freiraum zu schaffen welcher sowohl klare Strukturen als auch ein hohes Aneigungspotential besitzt. Des weiteren soll den Bewohner ein geschützter Innenhof geboten werden, welcher viele Strukturen aufweist und ein offenes, unmittelbares Zusammenleben der Gemeinschaft fördert und erlaubt.
Gemeinschaftsinseln in der Hofmitte bilden das gesellige Zentrum im Hof. Die unregelmäßigen Zellen gruppieren sich an die offene Gebäudestruktur und schaffen ein semipermeables Ambiente. Sitzmauern und Hecken bieten dabei kleine Rückzugsorte in der offenen Struktur an. Während die starke Form dauerhaft den Raum definiert, erlaubt die Zellstruktur vielfältige Nutzungen und Gestaltungen. So können hier Spielstationen, Gemeinschaftstafeln oder Urban-Gardening Objekte prominent angeordnet werden. Auch einfache Platzinlays zum Treffen und Verweilen oder Pflanzzonen wird Raum geboten. Die Gemeinschaft kann die Strukturen nach Vorlieben und Bedarf entwickeln ohne dass dabei die Struktur verloren geht.
Die freie Struktur der Rauminseln wird auch von den fassenden Pflanzzonen des Gemeinschaftsgartens übernommen. Der Pflanzstreifen kann als fertige Pflanzung angelegt werden oder als Werk der Bewohner entstehen. Dabei bildet es ein grünes Band und Mittler zwischen Hoffläche und Gebäudeterrassen. Das langegezogene Terrassenband bildet das Pendant zum Laubengang des Hauptbaues. Hier sind sowohl Terrassen der Wohnungen als auch Hauszugänge und Treppenhäuser zu einem lebendigen Außenraum kombiniert. Lockere Trittstufen bilden eine dezente, grüne Verbindung zum Innenhof.
Der äußere Saum des Baufeldes folgt mit Einfassungsmauern, Hecken und Rasenflächen den Vorgaben der Gestaltungssatzungen. Die Gartenräume sind hier Privat gehalten und bieten individuelle Gestaltungen Raum. Eingänge zum Hof und Hauptgebäude werden als kleine Vorplätze offen und prominent gestaltet. Kleine Mauersockel und Tore schließen den Innenhof zum Außenraum ab. Hier können Briefkästen, Klingeln und ähnliches vorgesehen werden und die Eingangssituation verstärken.
Abweichungen von den Planungsvorgaben
Für die Galerieerschließung des Süd- und Westflügels und die eingeschossigen Veranden der Hausgruppen nimmt der Entwurf die Überschreitung der Baulinien und Baugrenzen zum Innenhof gemäß § 9 der Begründung zu B-Plan in Anspruch. Die offenen Galerien und Veranden entsprechen in der Wirkung der erlaubten Überbauung durch Balkone und sind in der Ausrichtung auf den Erschließungshof Konzeptrelevant.
Das gewünschte Raumprogramm für Keller und Tiefgarage ist im Rahmen der Festsetzungen des B-Planes nicht vollständig darstellbar. Zum Nachweis aller Nutzungsbereiche wurde die Tiefgarage im Bereich des Innenhofes vergrößert.Alternativ könnten z.B. die Fahrradstellflächen im EG der süd-östlichen Hausgruppe nachgewiesen werden.
Entwurf für einen eingeladenen Wettbewerb